1. Home
  2.  › Haus & Garten
  3.  › Haushalt
4 klassische No-Gos beim Einkauf
Vier Umweltsünden

Alles Plastik, oder was? 4 klassische No-Gos beim Einkauf

Die Zahl klingt vielversprechend: Wenn den Ergebnissen einer Umfrage Glauben geschenkt werden darf, bekennen sich nahezu unglaubliche 97 Prozent aller Deutschen dazu, für die Erhaltung einer intakten Umwelt persönlich verantwortlich zu handeln. Doch die Realität hinkt leider allzu oft immer noch den vollmundigen Erklärungen hinterher - so etwa beim Einkaufsverhalten, wo immer noch gerne gesündigt wird...

Umweltsünde Nr. 1: Alles, und am besten jetzt!

„Der Mensch ist ein Gewohnheitstier“ heißt es ja gemeinhin. So banal wie die Aussage klingen mag, so trifft sie doch den Kern des Problems. Nicht selten erscheint es uns Konsumenten allzu schwer, uns von altvertrauten, lieb gewonnenen Gewohnheiten zu verabschieden.

So etwa, wenn uns Gelüste nach einem bestimmten frischen Obst und Gemüse befallen, und das unglücklicherweise zu einer Jahreszeit, in der dieses eigentlich nicht auf unseren Feldern und Obstplantagen wächst - beziehungsweise üblicherweise nicht erntereif auf den Wochenmarkt gelangt. Ob frische Erdbeeren im Winter, Weintrauben im Frühjahr, Spargel im Herbst: Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen, doch eines haben alle Produkte gemeinsam: Sie sind nicht nur vergleichsweise wesentlich teurer als ihre heimischen Pendants, sie reifen auch entweder unter enormem Energieaufwand in künstlich geschaffenen kleinklimatischen Bedingungen, unabhängig von der Jahreszeit. Oder sie werden tausende von Kilometern aus Ländern per Schiff oder Flugzeug importiert, wo sie gerade erntereif geworden sind.

Jahrzehnte lang haben wir uns als leidlich verwöhnt gewordene Konsumenten gerne an ein Angebot im Überfluss gewöhnt, nichtsahnend, dass dabei bei a-saisonalen Erzeugnissen Unmengen von CO2-Emissionen in Form von Kerosin in die Luft geblasen, oder Energieressourcen für Treibhäuser verschwendet werden.

Eine neue Bescheidenheit tut not, nur das auch wirklich zu kaufen und zu konsumieren, was auch gerade in unseren Breiten reift – und etwa auf Wochenmärkten feilgeboten wird. Da wächst eine besondere Vorfreude auf die wenigen Juni- und Juliwochen im Jahr, in denen wir uns auf frische Kirschen freuen dürfen. Vorfreude ist ja bekanntlich die beste Freude – und ökologisch sinnvoll und eigene monetäre Ressourcen schonend ist sie allemal.

Kurzum: Kurze Transportwege sind der Schlüssel zu einer wesentlich verbesserten Ökobilanz des Produktes.

Umweltsünde Nr. 2: Salat aus Italien oder Deutschland? Ist doch egal!?

Dabei sind der Zeitpunkt natürlicher Erntereife und ein Regionalbezug der Konsumprodukte logisch miteinander verknüpft.

Tiefpreis und bequemer Versand sind leider immer noch für zu viele das Kaufargument Nummer eins.

Das Problem: Gerade für ältere Verbraucher, die sich jahrzehntelang an einen arglosen Konsum angesichts noch schlummernden Umweltbewusstsein gewöhnt haben, fällt ein Umdenken schwer.

Umweltsünde: Salat aus Italien oder Deutschland?

So kommt eine Umfrage aus dem letzten Jahr unter mehr als 23.000 Verbrauchern zu dem Ergebnis, dass Sonderangebote mit 63,5 Prozent bei Kaufentscheidungen die zweithäufigste Motivation darstellen, noch vor einer Bevorzugung regionaler Produkte aus der Heimat (50,5 Prozent). Und 40,5 Prozent kaufen da ein, wo es besonders günstig ist.

Selbst unter vielen jüngeren Konsumenten, die bevorzugt im Netz einkaufen, grassiert immer noch ein gewisses Desinteresse, woher der Artikel eigentlich stammt, den sie gerade virtuell in Händen halten. Hauptsache, der Preis und die Aufmachung stimmen. Unter welchen Bedingungen für Bauern und Fabrikarbeiter das Produkt hergestellt wurde, bis es im Regal der Supermärkte gelandet ist, und welche Folgen seine Herstellung für unsere Umwelt hat, scheint da eher von untergeordnetem Interesse.

Auch der mündige Online-Verbraucher ist gefragt, der kritisch hinterfragt und bei Bedarf auch mal Konsumverzicht übt, wenn die Situation es einfordert. Vollmundige Ankündigungen und Statements vieler Verbraucher gibt es zuhauf, aber wenn es dann zur Kaufentscheidung kommt, scheinen alle guten Vorsätze vergessen. Ein renommiertes Blatt spricht gar von Umwelt-Heuchelei, und legt dabei den Finger in unsere (Gewissens-)Wunde.

Dabei war es aus Verbrauchersicht noch nie so einfach wie heute, saisonal und regional einzukaufen - wie bei Bio-Supermärkten etwa, die sich mittlerweile großer Beliebtheit erfreuen.

Denn längst ist diese Nachhaltigkeits-Welle auch ins Internet geschwappt: Bio-Läden sind bemüht, ihre Shops im Netz auszubauen, Bauernhöfe aus der Region beliefern per Abo die Online-Kunden in der Stadt. Und Fair-Trade-Fashionlabels locken mit junger Mode aus kontrollierter Herstellung, die unter Einhaltung existenzsichernder Löhne und fester Anstellungsverträge produziert werden, und klären mit umfangreichen Infos zum Thema Neulinge auf.

Umweltsünde Nr. 3: Nur Flaschen kaufen Dosen – und transportieren sie in einer Plastiktüte

Folienverpackungen aus diversen Kunststoffen scheinen ungebrochen unverzichtbares Accessoire beim Einkauf zu sein. Im Gegensatz zu der Natur entnommenen Materialien wie Stoff, Altpapier, Jute oder Weidenkorb, können Kunststoffe nicht verrotten und ohne chemische Umwandlungsprozesse etwa durch Verbrennung nicht rückstandsfrei in seinen Bestandteilen wieder an die Natur zurückgegeben werden.

Plastikmüll am Strand

Wiederverwertbare Taschen, Tüten und Körbe aus natürlichen Materialien sind nicht nur problemlos und schadstofffrei entsorg- und recycelbar. Sie müssen auch nicht notwendigerweise ein höheres Eigengewicht aufweisen und beim Einkaufen schwerer zu tragen sein,als die allgegenwärtigen Umweltkiller Nummer Eins: Plastiktüten!

Die neben den Konservendosen beliebtesten klassischen Einweg- und Wegwerfartikel wandern dann nicht immer in die dafür vorgesehenen Entsorgungskanäle, wenn sie ihren einmaligen Dienst verrichtet haben - und werden dann immer noch auf vielfältige Weise in Böden, Flüssen und Meeren arglos entsorgt.

Bestimmte Plastikinhaltsstoffe wie etwa der in Verruf geratene Weichmacher Bisphenol A hat dann leichtes Spiel, in höherer Konzentration die Umwelt zu schädigen – mit gesundheitlichen Konsequenzen für jeden Einzelnen von uns.

Durch mechanische Einwirkung wandern immer kleinere, zerriebene Plastikbestandteile früher oder später auch indirekt ins Meer, werden von Fischen als vermeintliche Kleinstlebewesen mitaufgenommen und gelangen so auch in die menschliche Nahrungskette.

Wie einige Studien nachweisen konnten, kann der hormonähnliche Stoff Bisphenol A - über die Mundschleimhaut und über die Atmung aufgenommen - in höheren Konzentrationen beim Menschen

  • den Hormonhaushalt beeinflussen und aus dem Gleichgewicht bringen
  • Unfruchtbarkeit verursachen
  • das humane Erbgut schädigen.

Das Problem: Als zentraler Grundstoff für die Herstellung von Polycarbonat ist der allgegenwärtige potente Östrogenblocker fast überall, in Nudelverpackungen, Bierdosen, Elektrogeräten oder auch Kassenbons enthalten.

Umweltsünde Nr. 4: Ware reduziert, weil bald abgelaufen – Nein, für mich nur das Beste!

Ein Ernährungsreport bestätigte 2015 wieder einmal nur das, was schon viele ahnten: So werfen immer noch zu viele Verbraucher Lebensmittel weg, weil das Haltbarkeitsdatum kurz vor Ablauf steht oder gerade abgelaufen ist.

Und viele lehnen Preisnachlässe und Sonderangebote der Supermärkte auf Ware bei ihrer Kaufentscheidung kategorisch ab, im Glauben, der um 30 oder gar 50 Prozent reduzierte Aufschnitt sei nicht mehr genießbar, schmecke nicht mehr perfekt oder sei gar bereits an der Theke leicht verdorben.

Zu den Gründen für das Wegwerfen von Lebensmitteln befragt, gaben entsprechend 43 Prozent von 1.000 befragten Teilnehmern an der Umfrage an, für nicht mehr ganz taufrischen Joghurt, Käse oder kurz vor Ablauf stehende Tiefkühlpizza aus dem Discounter nur noch die Mülltonne zur Entsorgung in Erwägung zu ziehen - ganz abgesehen von dem schon etwas welken Gemüse vom Frischemarkt.

Und ein Jahr zuvor hatten sich in einer vergleichbaren Erhebung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft etwas mehr als ein Viertel der gleichen Menge an Befragten dazu bekannt, einmal die Woche die Mülltonne für derartige Produkte zu öffnen, fast jeder zehnte sogar mehrmals in der Woche.

Expertenschätzungen zufolge werden rund 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel im Jahr entsorgt oder gelangen erst gar nicht zum Verbraucher. Und: Ein Großteil dieser Lebensmittel wäre oft noch gut verwendbar gewesen oder wurde schlichtweg aufgrund schlechter Gewohnheiten nicht rechtzeitig verwertet.

Dabei wird eine Unmenge an für die Herstellung benötigten Ressourcen wie Wasser, Energie und Dünger gleich mit in die Tonne geworfen und verpufft nutzlos.

Dem unökologischen Verhalten liegt ein weitverbreitetes fatales Missverständnis zu Grunde: Während das Mindestverzehrdatum tatsächlich strikt beim Konsum beachtet werden sollte – vor allem bei schneller verderblicher Ware wie Hackfleisch üblich – impliziert das Mindesthaltbarkeitsdatum nicht, dass ein Lebensmittel nicht mehr genießbar oder schlecht ist. Es bedeutet nur, dass der Hersteller garantiert, dass es bis zu diesem Zeitpunkt mindestens haltbar ist. Viele Lebensmittel wie Konserven, Tee, Reis, Nudeln, Gewürze, Salz, Honig und vieles mehr sind auch problemlos nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums nutzbar.

Das könnte Sie auch interessieren: 

In fünf Schritten zu mehr Nachhaltigkeit im Alltag

Quellen: Bilder: Fotolia/gpointstudio, nd3000, ea72